Ein Fotoprojekt

Eine intime Annäherung an die Natur

Die Fotografien für »The Island« sind unter ungewöhnlichen Umständen entstanden. Mitten in der Pandemie ist Andreas Tobias zweimal innerhalb eines Jahres ins menschenleere Island gereist. Die Entstehung der Bilder fiel damit in eine Zeit gewichtiger globaler Umbrüche, zugleich aber auch in die Zeit einer herben privaten Zäsur im Leben des Künstlers. Das Arbeiten diente ihm als ein Heilungs-Ritual, um sich durch die privaten Wirren hindurchzuarbeiten. Der intime Kontakt mit der Natur versorgte die Wunden. Die Bilder sind daher mit den Qualitäten von Transformation, Naturverbundenheit und Freiheit aufgeladen.

Auflösung eindeutig bestimmbarer Räume

Zu sehen sind ungewöhnliche Ausschnitte aus isländischen Landschaften in intensiven Farben und markanter Materialität. Man erkennt farbigen Vulkansand, Eisgebilde, Steinformationen, leuchtende Wasserbewegungen und ganze Gebirgsketten. Die Maßstäbe sind nicht einfach zu bestimmen. Es kommt zu Sichtverschiebungen und einer Auflösung eindeutig bestimmbarer Räume.

Aus dem Vorwort zum Buch – von Andreas Tobias

»Die erste der beiden Exkursionen im Juli 2020 war zunächst vor allem von Neugier und Abenteuerlust motiviert. Die Gelegenheit, alleine, ohne viele Touristen, auf der Insel zu sein, war unwiderstehlich. Beim Fotografieren entstand schnell ein stark intuitives Vorgehen und eine auffällige Synchronizität mit der Umwelt. Es entwickelte sich spontan ein spielerischer Austausch mit der Natur, die wie von selbst durch diesen Prozess führte; ein intensiver Kontakt zu dem, was war.

Die Fotografien stellten mir Fragen, die darauffolgenden Aufnahmen beantworteten sie; sie spiegelten meine neugierige, natürliche Verwirrung wider und ordneten sie zugleich. Die Bilder, die ich mit nach Hause brachte, erstaunten mich. Sie versuchten anscheinend, alles auf einmal zu zeigen, und wirkten auf verschiedenen Ebenen. 

Der persönliche Weg

Ein halbes Jahr später, im Januar 2021, mitten in der schmerzlichen Auflösung einer Liebesbeziehung, folgte dann ein Art Heilungs-Ritual vor dem Hintergrund der Erfahrungen des ersten Aufenthalts. Warten lernen in der Quarantäne und abgeschieden alle Gefühle und den Schmerz durchleben, kamen als Lehre hinzu. Sobald es ging, war ich wieder auf Tour. Es folgte eine Befreiung, ein Kassensturz, eine Katharsis unter Zuhilfenahme der Kamera.

Zeit der Veränderung

Meine Augen vermaßen die Welt jetzt noch klarer mit Hilfe meiner Emotionen. Ich traute mich näher an die Natur heran und ließ mich weiterhin von ihr führen. Ich gab mich hin und für die Bilder her. Das Große bestand noch immer in der Unmöglichkeit, alles auf einmal zeigen zu wollen und jetzt sogar noch mehr – so wie es eigentlich nur in Träumen möglich ist. Die Sprache der Seele könnten tatsächlich die Gefühle sein; die Sprache der Bilder half mir beim Übersetzen.

Wenn du dich wirklich verändern willst, hilft dir das Leben dabei. Die Umstände erschaffen sich dann von selbst. Das kommt einem mitunter wie ein Traum vor, passiert aber ganz greifbar vor den eigenen Augen.«